Indienreise 1960
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abdruck in Marmor. Letzterer soll bei einer „eindrucksvollen“ Predigt Mohammeds entstanden sein (das kostet 2 Rs.).

Wir fahren anschließend zur Verbrennungsstätte von Mahatma Gandhi. Hier wird eine nationale Kultstätte aufgebaut: Der Führer ist selbst ein Gandhi - Typ und ein sehr intelligenter Mensch. Ich sitze mit ihm eine Stunde lang auf einer Mauer im warmen Sonnenschein und er erläutert mir die Grundzüge der Hindu - Religion. Die Unterhaltung ist sehr lehrreich und interessant. Zum Mittagessen gehe ich in eine indische Gaststätte (Motimahal) und esse Tandoori - Chicken mit Gemüse und Chapattis. Es gibt herrlichen Chilly - Salat; Chilly und Chapattis bestelle ich noch nach. Unter Zuhilfenahme eines Teelöffels wird alles mit den Fingern geges­sen. Messer und Gabeln gibt es im Lokal überhaupt nicht. Alles rülpst nach Herzenslust. Zum Nachtisch gibt es einen Teller voll Anis, Kandiszucker und Zuckerflocken, garniert mit einem Haufen Zahnstochern. Man stochert hier ganz ungeniert öffentlich im Mund herum und schmatzt dazu. Die Anis und den Zucker nimmt man in geeigneten Mengen auf die flache Hand und wippt alles mit elegantem Schwung in den Mund. Das war wieder ein eindrucksvolles Erlebnis. Nachmittags gehe ich zur PAA und regele die Formalitäten meiner Abreise. Anschließend Fahrt zum Qutb Minar, dem Wahrzeichen von Delhi. Es soll fast 80 m hoch sein; es ist ein Turm mit einer Wendeltreppe. Ich steige natürlich hinauf und besehe mir die Gegend. Neben dem Qutb Minar steht noch eine ei­serne, nicht rostende Säule, wahrscheinlich außerirdischen Ursprungs. Mit dem Nichtrosten ist es aber so eine Sache. Blank ist sie jedenfalls nur unten, wo sie jeden Tag von tausend Menschen angefasst wird.

Der Tag ist nun zu Ende. Wir fahren noch durch das Regierungs­viertel, sehen von außen das riesige neue Parlamentsgebäude und erreichen wieder das Siemensbüro. Abends streife ich noch auf eigene Faust durch Delhi und besuche die Gegend um den Connaught - Place. Hier ist das Shopping - Centre von New - Delhi. Lästig sind die vielen Bettler und Shoeshine - Boys, die man kaum los wird. Ich betrachte Land und Leute, Geschäfte und Merkwürdigkeiten im Verhalten der Eingeborenen. Die Geschäfte schließen gegen 20.30 Uhr, anschließend streifen Polizisten durch die Straßen und schauen in die Winkel, ob sich Bettler zum Schlafen niedergelegt haben.

 
17. Dezember 1960

Heute ist letzter Tag in Indien. Die Besprechung mit Herrn D. ist für 11 Uhr angesetzt. Ich gehe vorher noch mal durch Delhi, aber die Bettler sind wirklich eine Landplage.

Zwischen 11 und 14 Uhr interessante Besprechung mit den Herren D., R., B. und zeitweilig Herrn Op. Geschäftslage, Marktlage, finanzielle Möglichkeiten der indischen Regierung im allgemeinen und im besonderen. Nachher letzter Lunch bei Nirula‘s Hotel mit Reis, Curry, Hammelhackfleisch, Chilly, Mango - hot, wunderbar scharfe Sachen. Anschließend fahre ich mit einem Taxi zum Hotel Imperial, wo die Geschäftsstelle der PAA untergebracht ist. Ich stelle das Gepäck ab und besehe mir noch mal die Umgebung. Ich treffe Schlangenbeschwörer mit einigen (entgifteten) Kobras. Der Beschwörer bläst auf einer dudelsackähnlichen Flöte und die Biester stellen sich auf, aber kaum wegen der Flötentöne, sondern weil sie der Beschwörer möglichst unauffällig in das andere Ende kneift. Sie beißen ihn auch einige Male, aber sie haben ja keine Giftzähne mehr. Backschisch. Ich werde von so vielen Leuten angebettelt, dass ich bald wieder ins Hotel zurückkeh Hier setze ich mich in den Leseraum und schreibe die letzten Seiten des Tagebuchs.

Mir kam es in Indien nicht darauf an, möglichst Vieles in kurzer Zeit zu besichtigen, sondern in das Land hineinzusehen, um etwas von der Eigenart aufzunehmen, die hier alles umwittert. Indien ist so anders und so arm. Es ist jedoch so reizvoll, dass die Freude über die Rückkehr zur Familie schon vermischt ist mit dem Wunsch, dieses geheimnisvolle Land einmal wiederzusehen.

 
 
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